Heinz Gach nahm nach 24 Jahren Abschied: Dem Ex-Landesjägermeister wird es nicht langweilig

 Langeweile ? Kein Schreckensbild für Heinz Gach. Unbestritten, wohl gelitten und dazu noch hoch geschätzt wird das Wirken des nunmehrigen Ex-Landesjägermeisters bezeichnet, der in der Vorwoche das Amt des steirischen Jäger-Chefs an den Nagel gehängt hat. Mit fast 25 Jahren in dieser Funktion war Heinz Gach der am längsten dienende Landesjägermeister in der Steiermark. Österreichweit wird er übrigens nur von einem Oberösterreicher geschlagen, der es auf 30 Jahre gebracht hatte.

Mag sein, daß zum Abschied ein bisschen Wehmut aufkommt. Aber auch abseits der Jagd gäbe es ein Leben, ist Heinz Gach überzeugt. Da ist einmal die Familie, der sich der knapp 70jährige nun verstärkt widmen will, dann der steirische Holzcluster, dessen Aufsichtsratschef er ist. „Es ist in den vergangenen Jahren vieles im wahrsten Sinne des Wortes aus Zeitgründen auf der Strecke geblieben“, so der Zeltweger, der sich in seiner Funktion nicht als der „liebe Gott, der durch den Wald geht“ verstand, sondern als Heger und Pfleger, der um Verständnis für das Weidwerk warb. Aus Anlaß seines Abganges führten wir mit ihm das folgende Gespräch. 
 
Sie haben das Amt des Landesjägermeisters an Franz Mayr-Melnhof übergeben. Besteht jetzt die Gefahr, dass Langeweile in Ihrem Leben aufkommt ?
 
Heinz Gach: Nein keineswegs. Ich werde mich jetzt mehr auf meine Familie konzentrieren und den Gang durch den Wald aber auch die Jagd selbst quasi als Privatmann genießen.  
Nach wie vor bin ich Präsident der Internationalen Jagdkonferenz, in der zahlreiche europäische Länder vertreten sind. Hier sind wir u.a. dabei, eine Dachmarke für die Jagd in Österreich zu schaffen, die noch 2017 präsentiert werden soll. 
 
War die Abgabe des Amtes zum jetzigen Zeitpunkt geplant ?
 
Heinz Gach: Es mag überraschend erscheinen, aber ich bin kein Mann der Ankündigungen. Nach vier Perioden stellt sich zwangsläufig einmal die Frage, ob das alles so weitergehen soll. Ich habe mich entschieden, das Amt zur Verfügung zu stellen, um einem Nachfolger Gelegenheit zu geben, sich der steirischen Jägerschaft besser vorzustellen. Das wird nun auch bei den kommenden Bezirksjägertagen passieren.
 
Was fühlt man, wenn man sich aus diesem Amt zurückzieht ?
 
Heinz Gach: Irgendwie ist es befreiend, weil die Last der Verantwortung wegfällt. Schließlich ist es eine sehr zeitintensive Tätigkeit, aus der man sich nur langsam verabschieden kann. Denken Sie nur, daß ich in den 24 Jahren mehr als 250 Bezirksjägertage besucht habe und bei einer Unzahl gesamtsteirischer Veranstaltungen mit dabei war. Es ist vorallem die Vielfalt an Interessen, die dieses Amt auszeichnet. Das reicht vom Jagdhundewesen bis hin zu den Jagdhornbläsern, von der eigentlichen Jagd bis hin zur Gesetzgebung, in die die Landesjägerschaft als Körperschaft öffentlichen Rechts eingebunden ist.
 
Also andere Gefühle, als die, welche Sie bei Antritt als Landesjägermeister im Jahre 1993 hatten ?
 
Heinz Gach: Ja. Damals war es ein Kribbeln im Bauch und ich hatte mich mehr als einmal gefragt, ob ich diese Tätigkeit neben meiner damals anspruchsvollen Tätigkeit in der Industrie auch zufriedenstellend ausüben kann. Ich denke, daß ich heute eine sehr positive Bilanz ziehen kann. Unter dem Motto „Weidwerk verpflichtet“ wurde unter meine Führung ein neues Leitbild entwickelt, um der Jagd in der Steiermark ein besseres Image zu geben.
 
Wo sehen Sie die Meilensteine, die unter Ihrer Führung in diesen 24 Jahren in der Steiermark gesetzt wurden ?
 
Heinz Gach: Neben der Einführung eines grafischen Wildinformationssystems war es die Mitgestaltung von sechs Jagdgesetz-Novellen und die Einführung eines Dialoges mit der Landwirtschaftskammer, aber auch der Kauf und die Inbetriebnahme der Schießstätte in Zangtal, die Errichtung eines neuen Redaktionshauses für unsere Jagdzeitschrift „Anblick“ oder die Anstellung der ersten hauptberuflichen Wildökologen. Zu erwähnen ist auch die Neugestaltung der Abschußrichtlinien für das Schalenwild. Hier ging es vorallem um eine Liberalisierung  und darum, mehr Verantwortung, aber auch mehr Freiheiten in die Reviere zu bekommen.
 
Gab’s auch Enttäuschungen und Rückschläge ?
 
Heinz Gach: Ja leider. Denken Sie nur an unsere vor 20 Jahren geplante und mit allen betroffenen Lebensraumpartnern abgestimmte wildökologische Raumplanung für Rotwild. Die getraute sich der damals zuständige Landesrat politisch nicht umzusetzen. Das war für mich persönlich sehr enttäuschend. Besonders betroffen gemacht haben mich auch „schwarze Schafe“ unter den Jägern, die einfach nicht verstehen wollten, welch verheerende Wirkung jagdliches Fehlverhalten in der nichtjagenden Gesellschaft nach sich ziehen kann.
 
Welchen Benefit hat das Amt des Landesjägermeisters überhaupt ?
 
Heinz Gach: Natürlich sind es viele gesellschaftliche Kontakte, die man quer durch alle Bevölkerungs- und Berufsschichten knüpfen kann. Andererseits sehe in in diesem Amt auch einen hohen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung, geht es dabei doch darum, eine Vielfalt von Interessen aus gruppendynamisch zu bewältigen. Und letztlich macht es stolz, wenn man gesetzte Ziele auf politischer Ebene in Gesetze und Verordnungen umsetzen kann. Mich persönlich hat die Tatsache stolz gemacht, daß ich dreimal einstimmig wiedergewählt wurde. Gerade im hochsensiblen Bereich der Jagd sind solche Ergebnisse von besonderer Tragweite und Nachhaltigkeit.